Können wir die Klimakrise mit Technologie überwinden, mit Effizienz (geringerer Ressourcenverbrauch für gleiche Leistung) und Konsistenz (Ersatz der umweltschädlichen Ressourcen durch umweltverträgliche Ressourcen)? Etwas konkreter: Mit erneuerbare Energien, Elektroautos, Passivhäusern, kompostierbaren T-Shirts oder weiteren raffinierten Innovationen?

Leider wird das aus mehreren Gründen nicht klappen. Ein ziemlich offensichtlicher Grund ist, dass manche dieser tollen Innovationen ja eben noch nicht da sind, und sich auf ihr rechtzeitiges Erscheinen zu verlassen doch etwas riskant ist. Ein anderer Grund sind sogenannte Reboundeffekte; diese sollen hier kurz beleuchtet werden. Es gibt viele verschiedene solche Effekte, und ich möchte mich auf einige wenige davon beschränken.

Neue Technologien, und mögen sie an sich noch so wenig umweltschädlich sein, bringen häufig eine Verlagerung ökologischer Probleme an andere Orte oder in die Zukunft mit sich; man spricht von materiellen Reboundeffekten. Für Elektroautos werden seltene Metalle statt fossiler Brennstoffe benötigt. Am Ende ihrer Lebensdauer müssen wir eine riesige Menge an Photovoltaikanlagen entsorgen.

Durch Effizienzsteigerung sinken die Produktions- oder Betriebskosten, wodurch entweder die Nachfrage steigt oder zusätzliche Kaufkraft für andere Güter freigegeben wird. Wenn man zum Beispiel im Passivhaus wohnt, ein sparsames Auto fährt und vorbildlich gebrauchte Gegenstände im Brockenhaus kauft, so kann man es sich endlich leisten, in die Ferien zu fliegen. Dies sind sogenannte finanzielle Reboundeffekte.

Ein dritter Typ sind die individuellen Reboundeffekte. Wer bewusst Leistungen konsumiert, die weniger umweltschädlich sind, nimmt es deshalb oft mit seinem absoluten ökologischen Fussabdruck nicht mehr so genau. Wer Ökostrom bezieht, muss weniger Energie sparen; wer ein Elektroauto fährt, kann mehr fahren; wer seine ganze Beleuchtung auf LED umstellt, kann zusätzlich noch Bett, Kleiderschrank und Bücherregal beleuchten – und alles mit einem guten Gewissen.

Ein erster Schritt ist natürlich, sich dieser Effekte bewusst zu sein, und ein zweiter sie wenn immer möglich zu vermeiden. Bei den individuelle Reboundeffekten ist das leicht, bei den finanziellen an sich ebenso – aber was macht man bloss mit zuviel Geld? Es wieder in den Kreislauf zu pumpen und sich noch mehr Schrott zu kaufen, ist keine Lösung. Besser ist: Weniger arbeiten (es reicht dann ja eben immer noch) und die neu gewonnene Zeit geniessen oder für etwas Sinnvolles einsetzen (z.B. mit dem Leiterwagen statt dem Auto einkaufen). Andere Reboundeffekte sind, auch aufgrund ihrer Vielschichtigkeit, nicht vollständig vermeidbar. Deshalb ist der dritte Schritt, dass wir aufhören, uns in einem unbegründeten Glauben an die Lösung aller Probleme durch „grüne“ Technologie am jetztigen Zustand und unseren heutigen Verhaltensweisen festzuklammern. Wenn der Deus ex machina wider Erwarten dann doch plötzlich erscheint – juhui, wir werden uns dann bestimmt freuen.