Nein, es geht hier nicht um die Konzernverantwortungsinitiative, sondern um etwas viel kleineres, das aber auch grosse Wirkung haben könnte. Es geht um ein unscheinbares Beispiel von mutlosem Verhalten. Es geht um die Beilage „Wir sind einfach nachhaltig“ zur diese Woche erschienenen Ausgabe des Migros-Magazins. Die Einleitung der seitenfüllenden Beschreibungen der guten und zum Teil scheinbar guten Taten der Migros (um die es hier auch nicht gehen soll) endet mit folgenden Sätzen: „Es gibt aber auch Fragen, auf die wir noch keine Antwort haben. Gibt es Produkte, auf die wir letztlich besser verzichten, weil sie gar nicht nachhaltig produziert werden können? Das sind schwieriger Entscheidungen, die wir nur im Dialog mit Ihnen treffen können.“
Haben Sie das genau gelesen? Wenn es sich bei der gestellten Frage um eine handelt, auf die die Migros noch keine Antwort hat, dann geht es nicht ums Entscheiden, sondern ums Finden einer Antwort. Wie es scheint, ist die Antwort aber (und bei vielen Produkten bin ich sogar ziemlich sicher) schon bekannt. Warum wird sie jetzt auf die Kundinnen und Kunden abgeschoben? Bedeutet das: Wir nehmen umweltschädliche Dinge nur aus dem Sortiment, wenn sie niemand mehr kauft? Also wenn sie sich für uns nicht mehr lohnen? Ist wirklich Nachhaltigkeit das Ziel, oder doch eher Profit? Ist das nicht verantwortungslos, die Verantwortung so einfach abzugeben? Wollen wir solche Unternehmen?
Ich stelle mir folgendes vor: Die Stadt Buchs formuliert einen „Kodex“ zu erwünschtem und unerwünschtem Verhalten von Unternehmen, basierend auf gesundem Menschenverstand und mit dem alleinigen Ziel, unseren Planeten und damit unsere Gesellschaft zu erhalten. Ansässige und zuziehende Unternehmen werden darauf geprüft, und es wird ihnen klar gemacht, ob ihr Verhalten in einer zukunftsträchtigen Stadt erwünscht ist oder nicht. Alles, was bei diesen Gesprächen herauskommt, ist öffentlich.
Wir wollen doch alle ehrliche Unternehmen, die auch ohne grünes Mäntelchen noch nach Zukunft aussehen. Trauen wir uns, das auch auszusprechen, auch auf Kosten von Profit? Die Stadt Buchs muss sich trauen, das zu tun.
Und die Migros (die es hier wohl nur zufällig erwischt hat) könnte wieder einmal über ihren Gründer nachdenken. Dutti, der zum Beispiel trotz geringeren Profits aus Überzeugung keinen Alkohol verkaufte, hatte das Rückgrat, das heute vielerorts fehlt.