Eine nachhaltige Gesellschaft bedingt grosse Veränderungen in der Landwirtschaft. Deshalb ging’s letzte Woche zu den Profis für solche Belange. Solche gibt es auf dem Hof Morgarot in Lüchingen oberhalb Altstätten. Manuela Schmid nahm sich Zeit für eine Führung durch Teile ihres auf Permakultur basierenden Hofs. Ohne chemischen Dünger und ohne künstliche Bewässerung wachsen da Gemüse, Beeren und Früchte, scheinbar kreuz und quer durcheinander in gebogenen Beeten, und dazwischen steht Unkraut, welches Manuela Beikraut nennt. Das hat alles seinen Grund. Leitfragen sind: Wo ist das Wasser? Und wo wächst welche Pflanze am liebsten? Die Antworten darauf bestimmen, was wo gepflanzt wird. Wenn das Wasser in gekrümmter Form aus dem Hang drückt, dann haben die Beete ebendiese Form. Das Beikraut spendet dem Gemüse den nötigen Schatten, schützt den Boden vor Austrocknung und wird nur bei Bedarf getrimmt. Das scheinbar wilde Durcheinander verschiedener Pflanzen hat ebenfalls seinen Zweck: Ziel ist es, ein ökologisch stabiles System nachzubauen. Dies bedeutet auch weniger Ausfälle: Während Wetterextreme bei einer Monokultur zum Totalausfall führen können, geschieht dies bei der Permakultur eben genau nicht. Ein Permakulturhof benötigt zudem weniger Ressourcen und ist unabhängig von den die Landwirtschaft und unsere Lebensmittelversorgung zerstörenden Konzernen.
In Europa ist der Österreicher Sepp Holzer ein Vorreiter der Permakultur. Seine Beobachtungen und Erfahrungen mit Pflanzen, Tieren, Pilzen, der Bodenbeschaffenheit und den Wasserkreisläufen während der Kindheit prägten ihn, und so sagt er: „Das wichtigste ist, dass Kinder mit der Natur aufwachsen können.“ Sein tiefes Verständnis für die Zusammenhänge in der Natur haben ihn dazu gebracht, den Krameterhof auf über 1000 Metern über Meer in der Nähe von Salzburg nach dem Vorbild der Natur zu gestalten. Kurze und sehr klare Interviews mit Holzer gibt es hier und hier.
Für eine gute Übersicht zum Thema Permakultur empfehle ich auch die Webseite der Seedcity in Zürich. Am eindrücklichsten und überzeugendsten ist aber sicher ein Besuch auf dem Hof Morgarot. Jeden Samstag von 10 bis 12 ist dies ohne Anmeldung möglich. Leider ist die Erschliessung mit dem ÖV nicht optimal. Aber warum nicht mit dem Mountain Bike hinfahren?
Der Besuch in Lüchingen hat mir klar gemacht, dass dies eine realistische Zukunft einer nachhaltigen Landwirtschaft sein kann, mit der Natur und nicht gegen sie. Dafür bin ich Manuela Schmid sehr dankbar. Ich hoffe, mit diesem Beitrag möglichst viele Buchserinnen und Buchser – insbesondere auch die in der Landwirtschaft tätigen – zu einer Auseinandersetzung mit dem Konzept der Permakultur oder gar einem Besuch auf dem Hof Morgarot anzuregen.