Ortplanung, Bau und Verkehr – drei grosse Themen mit grossen Auswirkungen. Auswirkungen auf die Stadt und die darin lebenden Menschen, aber auch Auswirkungen auf Natur und Umwelt. Einiges verläuft hierbei in mehrjährigen Prozessen, gemäss für viele Jahre geplanten Strategien und Konzepten – Richtplan, Masterplan, Hochhauskonzept und dergleichen. Das macht Anpassungen schwierig und Kursänderungen noch schwieriger. Bedeutete ja, dass das Bisherige nicht oder zumindest nicht mehr das Gelbe vom Ei ist, und braucht mithin nebst Erkenntnis auch Mut.
Erkenntnisse brauchen Diskussion
Aber schon der erste Schritt, die Erkenntnis, ist eine Herausforderung. Vielen fundamentalen Fragen wird gerne ausgewichen, solange, bis ihre Beantwortung durch den Kanton übernommen wird (vgl. auch Kapitel 3). Wie sieht die Mobilität in 20 Jahren aus – und wie wollen wir, dass sie aussieht? Das Bauen ist ein riesiger Verursacher von Treibhausgasen, und durch die meist damit einhergehende Versiegelung auch Treiber weiterer Probleme. Wie kann man dagegen vorgehen? Nur noch Bauten aus Holz und Lehm zulassen? Ich weiss, das „können“ wir nach PBG nicht tun. Aber wir können uns trauen, uns auf übergeordnete Erlasse zu berufen. Einen Versiegelungsstopp beschliessen, oder mindestens eine Netto-Null-Versiegelung inklusive Handel mit Versiegelungskontingenten? Gleicher Einwand wie vorhin, aber mit der Bodenstrategie 2050 des Bundes als Lichtblick am Horizont. Und so weiter.
Für wen wird unsere Stadt gebaut?
Eine unterliegende und zentrale Frage ist: Für wen wird unsere Stadt eigentlich gebaut? Für die Investoren mit ihren Renditeobjekten? Oder für die hier lebenden Menschen? Noch besser: Für die hier lebenden Menschen und weiteren Erdenbewohner:innen? Was hier immer wieder in die Diskussion reinspielt, ist die Verdichtung. Die ist gewollt, und bei zunehmender Bevölkerung ja auch notwendig. Aber sie kann verschieden interpretiert werden: Alle Lücken und Freiräume im Siedlungsraum zubauen. Oder den gebauten Fussabdruck belassen und in die Höhe bauen. Oder die Quadratmeter Wohnfläche pro Kopf reduzieren. Die aktuelle Entwicklung basiert meist auf Variante 1. Denn Variante 2 ist einerseits durch den Zonenplan, und andererseits durch Nimby-Nachbarn erschwert. Und Variante 3 ist für viele sowieso undenkbar, und schon gar nicht Sache des Staates. Doch genau diese ist der einzige Weg: Suffizienz auch beim Wohnen, und in der Folge auch beim Bauen. Leseempfehlung: Daniel Fuhrhop, Verbiete das Bauen!
Die Autos müssen raus
Und mit Blick auf den Verkehr: Wollen wir eine Stadt für Autos oder für Menschen? Bei den Strassen hat sich in den letzten Jahren etwas getan: Bäume, Rasenlinerparkplätze und gewisse Schwammstadtkonzepte sind nun oft Standard. Aber es sind immer noch Strassen mit gewaltigen Ausmassen, damit die viel zu grossen Autos ohne Mühe überall durchfahren können. Zukunftsgerichtet wäre eine Reduktion und eine Verkleinerung der für Autos befahrbaren Strassen, bis hin zu einer autofreien Stadt. Ja, da gibt es gewisse Fragen zur Umfahrung zu klären, und vielleicht ist auch die Kantonsstrasse mittendurch vorläufig hinzunehmen. Und die Zulieferung, die Feuerwehr, die Sanität, etc. Aber hey: Das kann man alles lösen, wenn man will. Nachteile gibt’s nur für die Autos – aber das ist ja die Absicht dabei. Die müssen schliesslich weg. Die freie Fläche kann dann genutzt werden einerseits für den Fuss- und Veloverkehr, andererseits für Begrünung, Wassermanagement und Biodiversitätserhalt.
Verschlechterung durch Parkplätze
Der Verkehr bringt uns sofort zu den Parkplätzen und den damit verbundenen Fragen. Das entsprechende Reglement schreibt bei jedem Bauprojekt vor, wieviele Parkplätze erstellt werden müssen. Mit grosser Zurückhaltung sind hier kleine Abweichungen möglich. Dies führt dazu, dass manche Projekte von den Parkplätzen aus gedacht werden – habe ich tatsächlich so erlebt! Und dass viele Projekte durch die Notwendigkeit von Parkplätzen schlechter werden. Solange der Anspruch besteht und politisch gestützt wird, dass alle jederzeit überall mit ihrer Tonne Blech hinfahren können müssen und dies möglichst attraktiv ist, wird sich das auch nicht ändern. Ein interessantes Detail ist übrigens auch, dass es eine geforderte minimale Anzahl Parkplätze gibt, aber kein erlaubtes Maximum. Könnte man bestimmt ändern. Wollen wir?