Vision: Die Stadt Buchs hat sich von Wachstumszwang und Hyperkonsum verabschiedet und die Digitalisierung zum Vorteil ihrer Bürgerinnen und Bürger genutzt. Die Folgen sind vielfältig – nebst einer höheren Widerstandfähigkeit gegenüber Krisen (Resilienz) haben die Menschen wieder Zeit für erfüllende und sinnstiftende Tätigkeiten.

(Der folgende Text ist etwas kompliziert und lang. Das liegt an der Sache, die auch kompliziert ist. Ich erkläre das gerne ausführlich und persönlich, beim Treffen an einer der geplanten Aktionen oder auf Nachfrage bei Kaffee oder Bier – Telefon oder Email (siehe ganz unten) genügt.)

Das heute weltweit praktizierte System von Entgrenzung und ökologischer Plünderung hat keine Zukunft. Wir Menschen müssen aufhören, uns als Konsumenten zu begreifen und uns den Bedürfnissen der Wirtschaft unterzuordnen. Ich finde die Idee der Postwachstumsökonomie überzeugend, ehrlich und menschenfreundlich. In Kürzestfassung geht es dabei darum, aufzuhören, dauernd und um jeden Preis ein Wirtschaftswachstum anzustreben; wir haben nämlich die dafür nötigen Ressourcen nicht. Wie man so eine Idee umsetzen könnte, ist im oben verlinkten Text kurz erläutert. Für eine ausführlichere Beschreibung empfehle ich das Buch Befreiung vom Überfluss von Niko Paech (ISBN 978-3-86581-331-2).

Postwachstumsökonomie kann zu echter Nachhaltigkeit führen: Jeder und jede braucht nur soviel Ressourcen, wie ihm oder ihr zustehen. Daneben führt sie aber auch zu einer Verringerung sozialer Probleme wie Arbeitslosigkeit oder Armut: Erstens wird es notwendig sein, dass die meisten Menschen massiv weniger arbeiten um Zeit für Selbstversorgung oder für durch Tausch gehandelte Leistungen haben; da bleibt Arbeit für mehr Menschen übrig. Und zweitens wird sich der Unterschied zwischen arm und reich verkleinern, wenn sich alle vom Überfluss befreien und aufs Notwendige beschränken.

Viele grundlegende Zutaten für eine Postwachstumsstrategie können (oder müssen sogar) lokal – hier bei uns in Buchs – angegangen werden. Die Stadt Buchs kann sich dem langfristigen Ziel einer Gesellschaft verschreiben, in der die Menschen und die Umwelt an erster Stelle stehen. Natürlich brauchen Konzepte wie Suffizienz (d.h. wir geben uns mit viel weniger zufrieden, oder komplizierter: Rückführung der Konsumansprüche an die Möglichkeiten ihrer nachhaltigen Befriedigung) extrem viel Überzeugungsarbeit. Aber dadurch wird klar werden, dass einerseits Verzicht auf kurzfristige Gewinne ein Gewinn langfristiger Lebensqualität sein kann und dass andererseits immerwährendes Wachstum sowieso eine Illusion ist. Mit einer solchen Vision im Hinterkopf können wir mit vielerlei – auch kleineren – Projekten beginnen.

Ob mit oder ohne Postwachstumsökonomie – bei jeglichen Veränderungen von Gesellschaft und Wirtschaft wird die Digitalisierung in den kommenden Jahren und Jahrzehnten eine grosse Rolle spielen – mindestens so gross, wie die Industrialisierung vor 200 Jahren. Stellen, Betriebe und schliesslich ganze Berufsgattungen werden verschwinden, unabhängig davon, ob das nun gut ist oder nicht. Die Stadt Buchs kann ihre Verantwortung wahrnehmen und ihren Bürgerinnen und Bürgern helfen, mit dieser Transformation Schritt zu halten. Neue Ideen müssen gedacht werden, kreative Umsetzungen müssen angegangen werden, und ganz generell muss den anstehenden Veränderungen mutig und zuversichtlich begegnet werden.

Was kann denn die Stadt Buchs in Richtung Postwachstumsökonomie konkret unternehmen?

Bekenntnisse und Vorbilder. Eine Veränderung des Lebensstils ist eine individuelle Entscheidung, und ein scheinbarer Verzicht ist meist unerwünscht. Wenn sich die Stadt Buchs zu einer Postwachstumsstrategie bekennt und möglichst viele ihrer Vertreter mit gutem Beispiel vorangehen, ist ein erster wichtiger Schritt getan.

Nutzungsdauerverlängerung aller Gegenstände der Stadt und ihrer Betriebe. Ob Mobiliar im Rathaus oder Computer in der Schule, nichts soll mehr unnötigerweise ersetzt werden. Jede und jeder weiss schliesslich, dass nicht nur das neuste Modell seinen Zweck erfüllt. Weiter soll durch Sorgfalt, fachgerechte Instandhaltung und allenfalls Reparatur dafür gesorgt werden, dass möglichst wenig Neuanschaffungen benötigt werden.

Möglichkeit von Teilzeitarbeit. Suffizienz bedeutet, mit weniger auszukommen. Folglich genügt es, bedeutend weniger als 42 Stunden pro Woche zu arbeiten und die restliche Zeit in Richtung Selbstversorgung (Lebensmittel und andere Güter) zu verwenden. Die Stadt soll all ihren Angestellten diese Möglichkeit bieten und sie sogar dazu ermuntern. (Dies ist nicht nur vorteilhaft für eine zukunftsfähige Wirtschaft sondern natürlich auch für Familien und – im Zeitalter der Burn-outs – für die Gesundheit.)

Förderung von Gemeinschaftsnutzung und Tauschangeboten. Die Stadt kann vorhandenen Strukturen eine Plattform bieten und damit Nachahmung anregen. Weiter können gewisse Umsetzungen durch möglichst einfache Handhabung und finanzielles Entgegenkommen vereinfacht werden (z.B. bei einer Baubewilligung für einen Schopf zur Lagerung von gemeinschaftlich genutztem Gartenwerkzeug).

Information zur Postwachstumsökonomie. Jegliche Zukunftsgestaltung in Richtung Postwachstumsökonomie braucht viel verständliche Information, Austausch und Diskussionen, denn nur davon überzeugte Bürgerinnen und Bürger werden solch grosse Veränderungen mittragen. Wir könnten damit beginnen, in Buchs eine wiederkehrende Tagung oder eine öffentliche Vortragreihe zu solchen Themen zu etablieren.

Einführung einer Regionalwährung. Eine regionale Komplementärwährung – die gemeinsam mit interessierten Nachbargemeinden eingeführt werden könnte – dient der Schaffung regionaler Wertschöpfungsketten. Falls eine solche Regionalwährung zusätzlich so konstruiert ist, dass sie an Wert verliert, wenn sie nicht innerhalb einer gewissen Zeit ausgegeben wird, gäbe es keinerlei Anreiz sie zu horten oder damit zu spekulieren – ein zusätzlicher Effekt zur Minderung des Wachstumszwangs.

Menschen sind wichtiger als Investoren. Die Stadt Buchs soll eine Stadt für Menschen sein. Solange Investoren ohne Rücksicht auf Lebensqualität tätig werden können und Wirtschaft wie Wachstum allem übergeordnet sind, ist dies nicht der Fall. Starke Grundsätze und klare Bedingungen seitens der Stadt können zu zähen Verhandlungen führen, welche die Stadt Buchs im Namen der hier lebenden Menschen führen muss.

Und wie soll die Stadt Buchs mit der Digitalisierung umgehen?

Unterstützung bei der digitalen Transformation. Viele Personen werden sich aufgrund der Digitalisierung neue Tätigkeiten suchen müssen. Hier soll die Stadt aktive Unterstützung leisten und z.B. im Rahmen von Workshops für viele nötige Schritte – von der Ideenfindung bis zur Planung der Umsetzung – Hilfestellungen leisten. Weiter müssen neuartige Ideen möglichst einfach umgesetzt werden können und sollen nicht durch komplizierte Bewilligungsverfahren, übertriebene Ansprüche oder unbezahlbare Mieten im Keim erstickt werden; auch in diesen Bereichen kann die Stadt Buchs Einfluss nehmen.

Digitalisierung der Verwaltung. Die Stadt nützt die positiven Aspekte der Digitalisierung zur Vereinfachung und Verbesserung der Prozesse in der Verwaltung, insbesondere an den Schnittstellen mit Bürgerinnen und Bürgern.

Die immensen Auswirkungen der Digitalisierung auf die Bildung werden zu späterem Zeitpunkt aufgegriffen werden.